Künstlerischer Werdegang Otto
Linnemann |
Zahlreiche
Studienreisen führten ihn nach Holland, Belgien, England, Frankreich und Italien. Bis zum Tode des Vaters Alexander Linnemann 1902 arbeitete er als dessen wertvollster Mitarbeiter im väterlichen Atelier und entwickelte hier seinen ganz speziellen künstlerisch-schöpferischen Weg. |
Nach
der Gründung der eigenen Werkstatt gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf übernahm der Sohn Otto mehr und mehr die Stellung des Vaters im deutschen Kunstleben und hat zu dessen kirchlichen Glasmalereien ebenbürtige Werke z.B. in den Domen in Frankfurt a.M., Erfurt, Fritzlar, Königsberg, Naumburg, Meißen und Kolberg hinzugefügt. Die Strömungen der Zeit erspürend wurde im Linnemannschen Atelier – auch unter dem Einfluß des Jugendstils – ein ganz eigener, moderner Stil entwickelt. |
Nach dem Tode
des Bruders Rudolf 1916 führte Otto Linnemann die Werkstatt allein durch 2 Weltkriege und die äußerst schwierigen Zeiten von Inflation und Naziherrschaft bis ca. 1955 fort. Nach dem 1. Weltkrieg wandte er sich auch zunehmend pädagogischen und kunstpflegerischen Aufgaben zu. Dank seiner umfangreichen theoretischen und praktischen Kenntnisse mittelalterlicher Glastechnik erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf als Restaurator alter Glasmalereien, als Sachverständiger und Kunsthistoriker auf dem Gebiete der Glasmalerei sowie als Heraldiker. |
Kunstpflegerische und museale Aufgaben wurden ihm angetragen. 1923 erhielt Otto Linnemann eine außerordentliche Professur für architektonische Malerei – die Farbe in der Architektur – an der Technischen Hochschule in Darmstadt, die er bis 1943 ausüben konnte. Sein umfangreiches Wissen in seinem Spezialgebiet fand Ausdruck in zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen. Als Restaurator wirkte der Künstler in den Domen zu Erfurt, Frankfurt a.M., Worms und Mainz, in der Abtei zu Altenberg und in der St. Leonhardskirche in Frankfurt a.M. |
Eigene Fenster
und Ausmalungen schuf er z. B. in Berlin, Brandenburg, Braunschweig, Bremen, Czersk, Darmstadt, Düsseldorf, Emden, Frankfurt a.M., Fritzlar, Königsberg, Meißen, Naumburg, Kolberg, Köln, Wiesbaden, Im Rittersaal des Schlosses zu Marburg, etc. Seine letzte große kirchliche Arbeit galt der Restaurierung und der Neuschöpfung der Fenster der Katharinenkirche in Oppenheim. Aus seiner Hand entstanden die westliche große Rose und sämtliche Fenster des Hochschiffes, die den 2. Weltkrieg unzerstört überstanden. |
Auch
im Ausland wurden die Arbeiten Otto Linnemanns geschätzt, hiervon zeugen u.a. die Universität in Groningen, die Petrikirche in Kopenhagen, die Kristina-Kyrka in Schweden, der Bahnhof Haider- Pascha und die Deutsche Botschaftskapelle in Istanbul. Restaurierungen an kriegsbeschädigten Werken, aber auch neue Aufträge u.a. für Schloß Eberbach, die evang. Kirche in Eschweiler/Weißweiler, das Rathaus Bocholt, die evang. Kirche in Frankfurt-Preungesheim und für das Kloster Eberbach kennzeichnen die Arbeit der letzten Jahre im Atelier, dazu zunehmend Monolithscheiben sowie Porträts, Landschaften und Blumenbilder. |
Weitgespannt
wie seine humanistische und künstlerische Bildung war auch sein Freundeskreis aus bildenden Künstlern, Architekten, Museumsdirektoren und Mitgliedern der schreibenden Zunft. Stellvertretend seien genannt Prof. Augusto Varnesi, Dr. Georg Swarzenski, Prof. Bernhardt Müller, Prof. Heinz Merten, Prof. Paul Meissner, Kurt Simon, Peter Scher und Joachim Ringelnatz. |
Otto Linnemann verstarb am 09.12.1961 in Frankfurt a.M. |